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Chinesen haben es gern digital

    von David Lange, Co-Founder und Managing Director bei adlicious

    Innerhalb der letzten Jahre hat sich China zu dem Land mit den meisten Auslandstouristen entwickelt. Im Jahr 2018 sind 162 Millionen Chinesen ins Ausland gereist – ein Anstieg um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch beeindruckender ist die Zahl, die zeigt, wie viel Geld in Reisen bzw. Tourismus investiert wird. In 2017 war China in dieser Auswertung absoluter Spitzenreiter mit Ausgaben in Höhe von 258 Milliarden US-Dollar. Die Amerikaner gaben im selben Jahr nur 135 Milliarden aus. Diese Zahlen zeigen, welches Potenzial für die Reisebranche in dieser Zielgruppe steckt. Um diese jedoch gezielt anzusprechen, fehlt oftmals das benötigte Know-how. Dabei lassen sich einige Präferenzen leicht ableiten, die dazu beitragen, Angebote bestmöglich an die Erwartungen und Angewohnheiten anzupassen.

    Unumgänglich für Reise- und Gastronomie-Anbieter ist ein digitales Angebot. Chinesen sind technologischen Entwicklungen extrem aufgeschlossen und sind sehr Smartphone-affin. Mehr als 90 Prozent der Chinesen posten ihre Erfahrungen während der Reise auf Kanälen wie WeChat, Weibo und QQZone. Nicht verwunderlich, wenn man beachtet, dass 23 Prozent der Auslandstouristen sich in ihren Zwanzigern befinden. Das Teilen von Erlebnissen in sozialen Netzwerken gehört zum Alltag und somit auch zum Reiseerlebnis dazu. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, Empfehlungen auszusprechen. Genauso schnell wie sich positive Bewertungen auf den sozialen Netzwerken verbreiten lassen, trifft dies jedoch genauso auf negative Erfahrungen zu. Deshalb ist bei Reiseanbietern große Vorsicht geboten. Eine schnelle und offene Feedback-Kultur hilft dabei, negative Bewertungen zu mildern. Die Bewertungen, egal ob negativ oder positiv, helfen Gastronomen und Hoteliers wiederum dabei, chinesische Gäste und Vorlieben zu verstehen und ihr Angebot basierend auf den Feedbacks in den Apps kontinuierlich zu optimieren. Anbieter, für die der chinesische Markt besonders attraktiv ist, sollten deshalb in Betracht ziehen, chinesisch sprechende Mitarbeiter einzustellen, die die Bewertungen in den Apps screenen und auswerten können.

    Ein weiterer Unterschied zu deutschen Angewohnheiten ist das Bezahlverhalten von Chinesen. Auch hier sind digitale Angebote bereits weit verbreitet und machen China in naher Zukunft zu einer bargeldlosen Gesellschaft. Aktuelle Zahlen belegen, dass bereits 850 Millionen Chinesen Zahlungs-Apps auf dem Handy nutzen. Die Tendenz ist steigend. Apps, wie Alipay und WeChatPay, werden nicht nur im stationären Handel genutzt, sondern finden ihren Einsatz auch auf Märkten, in Taxen oder bei Spendenaktionen. Deutsche Unternehmen sollten diesen Habitus berücksichtigen und bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten anbieten. Eine Zahl aus dem letzten Jahr zeigt allerdings, dass in ganz Europa bisher nur 10.000 (in Deutschland 2.000) Einzelhändler App-Bezahlungen akzeptieren. Auch wenn sich der deutsche Markt für neue Bezahlmethoden wie Apple Pay öffnet, ist die Nutzerrate bei den Deutschen bisher noch sehr gering. Die digitalen Bezahlmethoden adressieren somit klar das ausländische Publikum. Erste Beispiele zeigen, welche positive Auswirkungen ein Einsatz von WeChatPay und Alipay haben kann. So vermeldet ein Zahlungsanbieter, dass die Einführung neuer, digitaler Bezahlmethoden bei einiger seiner Kunden zu einer Vervierfachung des Umsatzes bei chinesischen Touristen geführt hat.

    Neben der Umsatzsteigerung bieten die Bezahl-Apps einen weiteren Vorteil für u.a. Gastronomen und Hoteliers. Die Apps dienen zusätzlich als Marketing-Kanäle. Marken und Unternehmen können sich in den Apps Profile anlegen und über aktuelle Aktionen, Rabatte und Events informieren. Durch die starke Smartphone-Nutzung ergibt sich zudem ein weiteres Marketing-Potenzial, das nicht nur während der Reise, sondern bereits bei der Reiseplanung eine wichtige Rolle spielt. Die chinesischen Nutzer sollten mit aufmerksamkeitsstarken Werbeformen (z.B. großflächige Native Ads, Bewegtbild) adressiert werden. Durch die intensive Nutzung von Online-Diensten können zudem viele Daten ausgewertet werden, die eine sehr gezielte Ansprache (das sogenannte Targeting) ermöglicht. Mit dem richtigen digitalen Marketing kann eine reiseaffine Zielgruppe frühzeitig adressiert und vom unternehmensspezifischen Angebot überzeugt werden.

    „Der chinesische Tourismus-Markt boomt und gehört zu den wichtigsten Quellmärkten für Tourismus in Deutschland“, so David Lange, Gründer und Managing Director der Hamburger Mediaagentur adlicious und studierter Sinologe. „Die lokalen Gewohnheiten müssen von Hoteliers und Gastronomen adaptiert werden, um Chinesen ein bestmögliches Reiseerlebnis zu ermöglichen. Digitale Apps sind dabei essenziell und bieten vielfältige Möglichkeiten, die Angebote von Unternehmen vor und während der Reise an die Zielgruppe zu adressieren. 

    Dieser Beitrag erschien zuerst bei ahgz.

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